BITA Büro in Chittagong
Chittagong 15.08.2005
Namaskar!
Nachdem ich mich für ein paar Tage nicht gemeldet habe, schreibe ich nun schnell eine Mail vom Büro aus, wo das Internet zwar nicht schneller ist als im Cybercafe, aber dank des Generators beim Stromausfall nicht gleich zusammenbricht.
Seit einer Woche ist Herr Chowdhury hier, einer meiner Dozenten aus Halle. Seine Familie wohnt hier, und letzte Woche war ich jeden Abend bei einem Familienmitglied zum Essen eingeladen. Obwohl es auch ein wenig anstrengend war, jeden Abend so viele Leute zu treffen, war es natürlich super für mich, mal hinter die Fassaden der Häuser zu schauen, zu sehen, wie die Leute leben, was sie essen, was sie im Fernsehen schauen (Cricket…). Alle sind supernett. Die meisten sprechen auch Englisch, denn mein Bengalisch hat sich noch nicht nennenswert verbessert, auch wenn ich langsam mehr verstehe. Die Familie ist hinduistisch, wie fast alle, die ich hier kennenlerne – obwohl die Mehrheit der Bangladeschis Muslime sind. Ich musste zusammen mit Herrn Chowdhury immer unter Beobachtung aller essen. Die Familie isst nicht mit dem Gast zusammen. Da es immer lecker war und man ja nichts ausschlagen kann, bin ich jetzt ziemlich voll gegessen…
Ich bin auch ein bisschen in der Stadt herumgekommen. Meine
Betreuerin bei der Organisation hat mir englische Kolonialbauten
gezeigt, katholische Kirchen, buddhistische Tempel und einige
hinduistische Tempel. Meist werde ich abgeholt und auch wieder zurück
gebracht. Zu Fuß gehen ist ein wenig anstrengend für mich, da ich in
meinem Viertel und eigentlich der ganzen Stadt fast die einzige
Westlerin bin, bisher habe ich lediglich noch drei andere gesehen.
Dementsprechend gelte ich wohl als Attraktion und werde ständig
intensiv begutachtet, angeschaut und auch mal mit Handys fotografiert.
Heute ist hier „National Mourning Day“, also Volkstrauertag. Am
15.08.1971 wurde der „Gründer der Nation“, Mujibur Rahman, ermordet.
Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wer dahinter steckte. Deswegen
war heute bis 14 Uhr Generalstreik und außer Rikschas und ein paar
verstreuten Baby-Taxis war niemand unterwegs. Oh, wie war das schön
ruhig und leer!