Zentrum Chittagong
Zentrum von Chittagong

ländliche Idylle
ländliche Idylle

Fischergemeinde
Fischergemeinde in Chittagong

Chittagong 04.08.2005

Namaskar!

Hier bin ich nun angekommen und nach ein paar Tagen habe ich auch ein Cybercafe gefunden. Da der Strom bis jetzt noch nicht ausgefallen ist bin ich guter Dinge, diese E-Mail auch zu Ende schreiben zu können. Etwas kompliziert über Singapur und Kolkata mit Zwischenlandung in Dhaka bin ich in Chittagong gelandet. Die Stadt erscheint mir bis jetzt als ein einziges Chaos, ich habe überhaupt keine Orientierung, alles sieht für mich relativ gleich aus. Der Ausflug zum Cybercafe ist quasi mein erster kleiner Ausflug alleine.

Ich wohne im Gästehaus von BITA, der Organisation, bei der ich arbeite. Meine Aufgabe besteht vor allem darin, alles anzuschauen und am Ende ein Résumé zu verfassen. Meine Unterkunft liegt in einem Viertel irgendwo am Rande der Stadt. Jeden Morgen werde ich abgeholt und dann geht es entweder aufs Land, in städtische Slums oder das Stadtbüro der Organisation. Das dauert dann erst mal. Es gibt bestimmt Verkehrsregeln, aber beachten tut die keiner so richtig und unser Fahrer mogelt sich zwischen Hunderten von Fahrrad-Rikschas, Tempo-Rikschas (motorisiert und auf drei Rädern) und wild hupenden und haarscharf überholenden Bussen aus der Stadt heraus. Die Busse sind wirklich die wildesten Fortbewegungsmittel, sie rasen, überholen von allen Seiten und sind voll mit Leuten, in, an und auf dem Bus. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass die Busse anscheinend um ihre Passagiere konkurrieren. Außer dem Fahrer gibt es häufig einen so genannten „Helper“ (einen Helfer) – leider oft ein Kind – der die Fahrgäste hereinlässt und immer an der offenen Tür steht. So kam es, dass solch ein Junge von einem anderen Bus mitgerissen wurde und natürlich gestorben ist. Wir sind in unserem Auto auch nur knapp einigen Unfällen entgangen – zumindest sieht das für mich immer so aus…

Ein Zentrum und Büro von BITA ist auf dem Land und damit meine ich wirklich Land: überall mal ein paar Hütten, ein paar Kühe am Wegesrand und geschätzte drei Meter breite Straßen, die etwas erhöht sind, wegen des vielen Wassers. Die Landschaft ist wunderschön: alles sehr grün, weil es so oft regnet. Überall sind Reisfelder mit ein paar Kühen drauf (vielleicht schmeckt der Reis deshalb etwas nach Kuh…), außerdem überall Bäume, Sträucher, Palmen. Bei solch einer Idylle muss man Abstriche in der Infrastruktur in Kauf nehmen. Abseits der neuen Überlandstraßen sind die Straßen wenig befestigt und eng, und gleichen ein bisschen dem Kopfsteinpflaster in Halle. Stromleitungen sucht man ebenfalls vergebens. Das Zentrum von BITA besitzt einen Generator und hat somit auch Strom für Licht und Ventilatoren.

Das zweite Büro befindet sich in der Stadt und von dort aus fahren die Mitarbeiter in die Slums. Sie arbeiten vor allem mit Kindern und Frauen. Gestern war ich in einer Fischergemeinde direkt am Meer, habe mir Unterrichtsstunden angeschaut und war dann am Meer. Den Strand darf man sich nicht als typischen Strand vorstellen. Hier waren überall große Steinbrocken verteilt, Kühe grasten und viele Schuhe lagen herum! Generell wird hier alles weggeworfen, überall scheint Müll zu liegen, zwischen den Häusern, auf der Straße… Und überall gibt es große Krähen.

Der Strom fällt jeden Tag ein Dutzend Mal aus, meistens abends um die gleiche Zeit. Gleich müsste es wieder so weit sein. Ohne Ventilator kann es ganz schön heiß werden – und dunkel! Ab sieben Uhr ist es duster draußen und gegen elf scheinen die Leute fast „ausgeschaltet“ zu werden, denn urplötzlich ist es ganz leise. Für mich ist es hier superheiß, nach dem gestrigen Regen hat es sich endlich etwas abgekühlt – und mein Gastgeber hat angefangen zu frieren!

So, das ist mein erster Eindruck von dieser Stadt, noch etwas oberflächlich, aber ihr bekommt sicherlich noch mehr Neuigkeiten von mir in den nächsten Wochen!

PS: Hier im Cybercafe laufen gerade die Scorpions! Lief auch gestern schon, konnte die Mail aber nicht mehr abschicken, weil der Strom ausgefallen war…