Eindrücke von der Durga Puja

Fotos von Yasemin Eckert

lokaler tempel
Ein lokaler Tempel

durga
Eine Durga-Darstellung

lichter
Die Durga Puja bei Nacht

wandrelief
Ein Wandrelief der Puja

Durga Puja in Kalkutta


Die Durga Puja ist ein vor allem in Westbengalen gefeiertes hinduistisches Fest, bei dem Durga als göttliche Vernichterin aller bösen Kräfte gefeiert wird. Man kennt das einwöchige Fest auch in anderen Teilen Indiens auch unter den Bezeichnungen Dussehra und Navratri. In Kalkutta jedoch stellt die Durga Puja die größte Festivität des Jahres dar.
Die Vorbereitungen beginnen traditionell mindestens zwei Monate vor dem Auftakt der Feierlichkeiten im Bengalischen Monat Ashvin (September/Oktober).
Gemeinschaftlich wird in fast jeder Straße der 15 Millionen Stadt ein temporärer Tempel errichtet, der für mindestens eine Woche die Wohnstätte der Göttin sein soll. Am Anfang der Puja-Saison, kann man überall beobachten, wie kompliziert aussehende Bambusgerüste konstruiert werden, die in ihrer rustikalen Erscheinung nichts von der Feinheit der Bauten erahnen lassen, deren Grundstock sie bilden. Nach und nach wird die gesamte Stadt mit Lichterketten und anderen Dekorationen verziert, Bühnen werden errichtet und auch Lautsprecher werden installiert. Besonders faszinierend von all diesem regen Treiben sind jedoch die Tempelarbeiten. Über die Jahre hinweg hat sich eine Tradition des Wettbewerbs im Tempelbau entwickelt. Und statt anfänglich provisorischer Kunstwerke entstehen nun jedes Jahr pompöse Meisterwerke, die durch  Preisrichter bewertet werden.
Eines der wichtigsten Bewertungskriterien der diesjährigen Puja war jedoch zusätzlich z.B. die Umweltfreundlichkeit der Bauten. Dadurch, dass sie  nach einer Woche wieder in ihre Einzelteile zerlegt werden, sollten die verwendeten Baustoffe umweltverträglich sein. Man konnte deshalb dieses Jahr viele interessante Projekte bewundern, die einen Brückenschlag zwischen moderner Umweltpolitik und puranischer Mythologie des Hinduismus bildeten.
Den mythologischen Hintergrund der Feierlichkeiten findet man unter anderem im Markandeya Purana. Hier kann man in einer Legende lesen, dass die mächtige Göttin Durga den Büffeldämon Mahishasura (Mahish = Büffel + Asura = Dämon) und seine gesamte Armee besiegte. Nachdem der Dämon Himmel und Erde terrorisiert hatte, erklärte er sich in seiner grenzenloser Arroganz zum Herrscher des Himmels. Seine durch Gebete an Brahma erlangte Unbesiegbarkeit konnte nur durch die Kraft einer Frau gebrochen werden. Zehn männliche Gottheiten, unter anderem Shiva und Vishnu statteten deshalb Durga mit ihren Waffen aus. Mit diesen gerüstet zog sie in dem Kampf und konnte den Büffeldämon schließlich niederstrecken.
Die Szene, in der Durga Mahishasura erlegt, bildet meistens das immer wiederkehrende Motiv der Plastiker, die alljährlich das Antlitz Durgas aus hauptsächlich Stroh und Ton formen. Neben der Ikone von Durga werden in liebevoller Detailarbeit auch ihre Söhne Kartikeya und Ganesh und ihre beiden Inkarnationen Sarasvati und Lakshmi gezeigt. Während der Puja-Zeit kann man eine macht- und prachtvolle Durga in den Tempeln sehen, die mit ihren drei weit aufgerissen Augen den Besucher zu hypnotisieren scheint.
Die Riten, die während der viertägigen Verehrung der Durga abgehalten werden, beinhalten ihren freudigen Empfang und ihre Verabschiedung, bevor sie am letzten Tag der Feierlichkeiten mit all ihrem Schmuck und der glitzernden Pracht ihrer Waffen im Ganges versenkt wird.
Während der Feierlichkeiten scheint ganz Kalkutta auf den Beinen zu sein, und ein jeder kleidet sich in seinem schönsten Sari oder Salwar Kamiz. Vor allem nachts pulsiert das Leben auf den Straßen: die Häuser scheinen von einem Teppich aus Licht bedeckt und aus den mannigfaltigen Lautsprechern schallen Informationen zu den verschiedenen Tempeln und festliche Musik.
Zurück bleibt nach den durchleuchteten Nächten einzig so mancher Stromausfall und die wie leergefegten Tempel.